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Grenze - Wir und die anderen - Sonntag, den 10.09.2023

Gespräche mit Zeitzeugen . . . 


Heute sind wir schon um 7:00 Uhr aufgestanden, das Frühstück war um 8:00 Uhr. Nach dem Frühstück, um 9:00 Uhr, sind wir zur Deutschen Gesellschaft e.V. in der Nähe vom „Checkpoint Charlie“ gefahren, dort trafen wir Anne. Die Fahrt war mit der U-Bahn. Wir wollten mit Anne Hahn ein Zeitzeugen-Gespräch führen. Gegen 10:00 Uhr sind wir dort angekommen und wir wurden herzlich begrüßt. Unsere Zeitzeugin begann über ihr Leben in der DDR zu erzählen. Sie war als Jugendliche Punkerin und wurde von der Stasi angeworben Ihre Freunde zu bespitzeln. Nachdem sie das ablehnte, wurde sie ständig schikaniert und kontrolliert. Eine Stasiakte wurde angelegt und eine inoffizielle Akte über sie wurde bei Bewerbungen den Betrieben vorher zugeschickt. Weil sie nicht bei der Bespitzelung teilnehmen wollte, konnte sie nicht weiter studieren und fand auch keinen Job. Sie verdiente sich den Lebensunterhalt mit dem Verkauf von selbst genähten Jogginganzügen, die es in der DDR nicht gab. Sie beschloss zu flüchten und plante ihre Flucht über Aiserbadschan in den Iran. Dort wurde sie an der Grenze im Stacheldraht von Schäferhunden gestellt und der Stasi übergeben. 1988 kam sie für mehrere Jahre in den Knast. Sie erzählte von Zwangsarbeiten und den Foltermethoden. Die Grenzöffnung erfuhr sie dort. Bei Ihren Erzählungen zeigte sie Bilder aus der damaligen Punkszene. Heute lebt Anne Hahn von ihren Veröffentlichungen als Autorin. Für sie war die schriftstellerische Verarbeitung ihres Lebens eine Möglichkeit mit den traumatischen Erfahrungen umzugehen. Mit einer Falsche Wein, Honig und Marmelade bedankten wir uns bei ihr. Anschließend sind wir zum Checkpoint Charlie und in die daneben gelegene Ausstellung des Wandgemäldes von Yadegar Asisi. Die Kunstausstellung zeigt mit einem Blick in die 80er wie die Grenzsituation in Berlin war, es wurden Geräusche, Tageslichtsimulationen und Originalaufnahmen eingespielt. Man konnte alles so gut in 3D sehen, es wirkte wie in echt. Alle fanden das sehr interessant, wie das aussah und gebaut war. Als wir um 12:00 Uhr fertig waren, sind wir zur East Side Gallery gefahren. Es war sehr cool mal die Mauerreste zu sehen, wir hätten nicht gedacht das die so groß und lang ist. Nach der East Side Gallery sind wir nach Kreuzberg, um ein Eis zu essen. Es war krass zu sehen, wie viele Obdachlose es dort gab und was für Drogen am helllichten Tag genommen wurden. Schließlich sind wir zu einem Späti gelaufen, haben uns ein paar Getränke geholt und sind dann zurück in die Jugendherberge gefahren. Um 15:00 Uhr kamen wir dann an und wir hatten bis 19:15 Uhr Freizeit. Viele waren so erschöpft , dass sie erst einmal einen Powerschlaf machten. Um 19:15 Uhr haben wir uns alle getroffen und sind dann zum Ekke Maaß in die Schönfließerstr. 21 gefahren. Er hat dort in den 70er Jahren den „Literarischen Salon“ gegründet. Dort trafen sich DDR Autoren und Künstler, um frei zu reden und dazu diskutieren. Er berichtete uns über sein Leben und seine Vergangenheit beim Abendessen. Er hatte für uns Chatschapuri, Datteln, Oliven, Käse, Salat und Brot vorbereitet. Wir saßen wie die Künstler und Autoren im „Literarischen Salon“, der heute noch so existiert wie damals. Alles war sehr herzlich. Er hat uns ein georgisches Rezept gebacken, es war sehr lecker. Als wir mit dem Essen fertig waren hat er angefangen uns zu erzählen, wie es für ihn war. Er erzählt, dass wie früher, heute auch noch viele Flüchtlinge ihr Umfeld verlassen, alles aufgeben, sogar ihre Familien zeitweise verlassen und flüchten, damit ihre Kinder eine bessere und sichere Zukunft haben. Es hat einige von uns an eigene Situationen und Bekannte erinnert, denen es auch so ging oder in ihrer Herkunftsfamilien ähnliche Erfahrungen hatten. Zum Ende als wir fertig waren sind wir dann noch so gegen 23:00 Uhr zum Brandenburger Tor gefahren, haben ein paar Bilder gemacht. Um Mitternacht stand dort ein Rapper mit lauten Boxen, sang und filmte sich. Es schien niemanden zu stören. Kurz vor 1 Uhr kamen wir wieder in der Jugendherberge an, unterwegs sahen wir Leute, die obdachlos waren und im Freien schliefen. 

~Ahsef😎


Anne Hahn mit Bildern aus ihrer Jugend



Punks waren in der DDR nicht geduldet


Karte von der Flucht in Aiserbadschan




Das Wandgemälde von Assisi ist in einem Zylinder


Checkpoint Charlie


Busfahrten machen manchen Spaß . . .


. . . anderen nicht







Zu Ekke Maaß


 Essen zur Musik von Wolf Biermann





Die Stasiakten von Ekke






 Honig und Wein - unsere Mitbringsel




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